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Und wenn nun aber doch ... ?

AutoWenn unsere Besucher und Gassigeher weg sind, kommt es ab und zu vor, dass immer noch ein Auto bei uns auf dem Gelände steht, das wir nicht kennen.

So auch letzten Sonntag wieder.

Wir erschrecken uns dann immer, denn es geht einem sofort der Gedanke durch den Kopf, dass etwas passiert ist.

Im Sommer und Herbst sind es oft Pilzsucher, die ihr Auto unrechtmäßig bei uns abstellen. Unsere Mitarbeiter können dann abends nicht nach Hause, weil das Gelände abgeschlossen wird und der Autobesitzer nicht mehr runterkann. Abschleppen lassen bringt auch nichts, wenn wir dann eventuell auf den Kosten sitzen bleiben. Außerdem: wenn jemandem etwas passiert ist? Also den Wald absuchen.


Auch Jäger haben schon ihr Fahrzeug abgestellt, was wir zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. Da sie mitunter bis zum nächsten Morgen im Wald bleiben, machen wir uns notgedrungenerweise die Köpfe heiß, suchen immer wieder alles ab, bis wir es aufgeben und doch nach Hause fahren. Morgens kommen die Herrschaften dann putzmunter an.

Wir schalten bei erfolgloser Suche im Wald immer die Polizei ein – die eigentlich genug anderes zu tun hat ! – und fragen nach, ob das Fahrzeug als gestohlen gemeldet ist, es eine Vermisstenmeldung gibt, der Halter evtl. als suizidgefährdet bekannt ist …

Besonders ärgerlich waren wir über ein Pärchen, das eine Nacht in freier Natur im Wald verbringen wollte. Sie hatten zwei Jahre zuvor einen Hund von uns adoptiert und kannten die Gegebenheiten. Statt den Tierheim-Mitarbeitern 'Guten Tag' zu sagen und zu fragen, ob sie ihr Auto stehen lassen könnten, zogen sie einfach in den Wald.

Mitarbeiter wie auch die Polizei hatten abends erfolglos gesucht.

Wir hatten dann ihr Auto eingebaut, so dass sie am nächsten Vormittag nicht einfach wegfahren konnten und sich melden mussten. So erfuhren wir die Zusammenhänge. Wir erklärten ihnen den Einsatz, den die Polizei und wir am Abend geleistet hatten. Doch sie waren der Meinung, wir müssten doch ihr Auto kennen, sie seien ja schließlich schon mehrfach da gewesen.

Wir waren fassungslos. Jährlich haben wir tausende von Besuchern. Außerdem sehen wir gar nicht, mit welchem Auto jemand kommt. Doch das Pärchen sah es partout nicht ein.

Vorigen Sonntag war es wieder soweit: Auto verlassen, niemand zu sehen oder zu hören; unsere Mitarbeiter suchen zwei Stunden lang den Wald ab, rufen immer wieder – niemand zu finden. Bei der Polizei ist nichts bekannt.

Am nächsten Morgen steht das Fahrzeug noch da. Wir sind gespannt, was diesmal dahintersteckt. Der Vormittag geht vorüber – also vermutlich kein Jäger. Die Polizei ist wie immer sehr hilfsbereit und kooperativ - weiß aber nichts Neues: keine Vermisstenmeldung, unglaublich viel zu tun auf der Wache, keine Streife verfügbar. Wir unken wieder: wenn nun diesmal aber doch etwas passiert ist. Davon wollen wir mal nicht ausgehen, tröstet der Polizist.

Der Mittag geht vorbei, der Nachmittag neigt sich … Unser Tierheimleiter hat die Adresse des Halters herausbekommen und beschließt, nach Berlin zu fahren, um bei Nachbarn etwas in Erfahrung zu bringen und eventuell Angehörige ausfindig zu machen.

Bevor er losfährt, trifft dankenswerterweise eine Polizeistreife ein. Sie suchen ebenfalls. Und finden einen Mann: hilflos hinter einem Wall liegend, gar nicht weit weg von unserem Tierheim. Wahrscheinlich war er nicht bei Bewusstsein, als unsere Mitarbeiter riefen. Die Polizei bestellt einen Rettungswagen, aber niemand traut sich heran, denn ein bissiger Hund beschützt sein Herrchen, heißt es.

Unsere Tierpfleger sind für solche Fälle ausgebildet und suchen alle Hilfsmittel zusammen, um den Hund einzufangen. Als er unsere Tierpflegerin sieht, freut er sich, denn er kennt sie. Und auch unsere Tierpflegerin erkennt ihn: wir hatten ihn vor ein paar Jahren vermittelt. Brav folgt er und zieht sie beim Eintreffen regelrecht ins Tierheim hinein. Er hat alles wiedererkannt.

Herrchen im Krankenhaus, Hund bei uns versorgt, Auto steht sicher. Also aufatmen.

Keineswegs. Wir bangen, wie es dem Mann geht. Er ist im höheren Lebensalter und hat schließlich über einen Tag und eine Nacht im Wald gelegen. Gibt es Angehörige und wissen diese Bescheid?

Wir finden auch am Dienstag keine Ruhe. Unser Tierheimleiter forscht, in welches Krankenhaus der Mann gebracht wurde. Dort ist man erleichtert über unseren Anruf, denn der Mann kann keine Auskunft geben. Also klemmen wir uns dahinter. In Berlin finden wir aufgeregte Angehörige in großer Sorge, die nichts von den Geschehnissen und dem Verbleib des Mannes wissen. Trotz des Computerzeitalters waren bei der Berliner Polizei keine Infos angekommen.

Nach stundenlangem Herumtelefonieren hatten wir alle Beteiligten miteinander in Verbindung gebracht und können jetzt wirklich Luft holen – drücken aber natürlich ganz fest die Daumen für eine vollständige Genesung.

Warum nun die Schilderung hier?

Zum einen:
Solche zeit- und kraftraubenden Geschehnisse braucht keiner bei uns. Für Notfälle kann keiner etwas. Aber alle anderen Fälle müssten nicht sein, wenn sorglose Besucher darüber nachdenken würden, dass es auch eine andere Seite gibt und man nicht nur von der eigenen Sichtweise und den eigenen Wünschen ausgehen sollte.

Die Arbeit im Tierheim ist sehr anstrengend und erschöpft uns alle. Wo soll die Kraft für weitere Aktionen herkommen? (Und die Auto-Geschichte ist ja nur ein Beispiel für meist völlig unnötige Aufregungen und Einsätze.) Fast zwangsläufig rutscht uns dann auch mal ein „normaler“ Anrufer durch und er erhält nicht den erwarteten Rückruf; ist manch Tierpfleger eventuell überfordert mit Besucherfragen, weil er für einen Kollegen aus einem anderen Bereich einspringen musste, der anderweitig in einen Einsatz musste; bleibt die eine oder andere Facebook-Anfrage unbeantwortet usw.

Zum anderen:

Vielleicht nimmt der eine oder andere Leser die Geschichte zum Anlass, ein Notfallkärtchen für sich und Angehörige zu fertigen und in Zukunft immer einzustecken, wer zu benachrichtigen ist, wenn man in Not gerät. Am besten, man führt auch immer eine Patientenverfügung mit sich, damit ein Krankenhaus weiß, was es zu tun hat oder eben auch zu lassen hat. Und es kann auch nicht schaden, wenn man Angehörigen sagt, was man vorhat und wo man hinfährt, wenn man einen solchen Ausflug plant.

Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende ohne unliebsame Ereignisse, sondern mit viel Freude und Zufriedenheit.

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