Wellensittiche – anspruchsvoller als oft gedacht
Am wohlsten fühlen sich Wellensittiche unter ihresgleichen. Es sind Schwarmtiere, darum ist eine Einzelhaltung strikt abzulehnen. Ein Spiegel und/oder Plastikvogel stellt keinen Ersatz für einen Artgenossen dar und gehört zum tierschutzwidrigen Zubehör. Die Einzelhaltung von Schwarmtieren ist in Österreich und der Schweiz bereits verboten. In Deutschland gibt es bislang kein solches Gesetz, so dass hier nur an den gesunden Menschenverstand appelliert werden kann.
Wellensittiche benötigen viel Platz. Die meisten Volieren, die im Zoohandel angeboten werden, sind viel zu klein. Möchte man zusätzlich noch giftige Stoffe vermeiden - wie etwa Zink in den Gittern - schränkt das die Suche weiter ein. Man muss lange suchen - oder selbst bauen.
Am besten ist es, wenn man seinen Lieblingen ein eigenes Zimmer spendiert. Dann haben sie auch gleich den täglichen Freiflug, den sie unbedingt für mindestens vier Stunden am Tag benötigen.
Bei der Einrichtung der Voliere sollte man verzichten auf: Kunststoffsitzstangen, solche aus gedrechseltem Holz oder gar welche mit Sandpapierüberzug. Sie sind schädlich für die Fußgesundheit. Stattdessen wählt man Naturholz für Sitzstangen und auch Spielplätze. Geeignet sind Hölzer von z.B. Obstbäumen, Haselnuss und Weide. Die unterschiedlichen Durchmesser der natürlich gewachsenen Äste trainieren die Fußmuskulatur und die Rinde sorgt zusätzlich für einen gesunden Knabberspaß.
Sehr wichtig für das Wohlbefinden der Sittiche ist der tägliche Freiflug. Das Zimmer, in dem dieser stattfindet, muss von möglichen Gefahrenquellen frei sein; also keine giftigen Pflanzen, offenen, eventuell mit Wasser gefüllten Gefäßen, Spalten hinter Schränken, anderen Haustieren. Dies gilt sowohl, wenn die Vögel nur unter Aufsicht die Voliere verlassen dürfen als auch für unbeaufsichtigten Freiflug.
Bei der Tageszeit für die Flugstunden sollte man sich nach der inneren Uhr der Wellensittiche richten. Es bieten sich hier also vor allem der Vormittag bzw. die frühen Nachmittagsstunden an. Fällt die Freiflugzeit in die Ruhepausen der Vögel, wird sie nicht genutzt und die Wellis werden auf Dauer unausgeglichen. Vier Stunden am Stück sollten die Tiere in jedem Fall täglich Gelegenheit bekommen, sich auszupowern. Am schönsten ist es natürlich, wenn sie ganztägig die Möglichkeit haben, nach Lust und Laune ihre Runden zu drehen.
Auch beim Futter sollte der gewissenhafte Halter von Wellensittichen genauer hinschauen: Viele Produkte sind mit unnötigen Zutaten wie Zucker, Honig, Ei oder Bäckereierzeugnissen versetzt. Ebenso ist die Auswahl der Saatmischungen oft zu einseitig und meist auf fettreiche Sämereien beschränkt. Da Wellensittiche sich in freier Wildbahn hauptsächlich von eher mageren Grassamen ernähren, ist es nicht verwunderlich, dass unsere Hausvögel aufgrund unvorteilhafter Futtermischungen schnell zu Fettleibigkeit neigen und an damit verbundenen Folgeerkrankungen leiden. Über das Internet findet man verschiedene Anbieter für Vogelfutter, die ausgewogene Mischungen ohne krankmachende Zusatzstoffe anbieten.
Zusätzlich zur Körnernahrung freuen sich die meisten Sittiche über Abwechslung auf dem Speiseplan in Form von Frischkost. Hierbei sollte man vor allem auf Gemüse (wie Gurke, Karotte oder Salat), Wildkräuter (z.B. Löwenzahn und Vogelmiere) oder ab und an Küchenkräuter (etwa Petersilie und Basilikum) zurückgreifen. Obst dagegen sollte nur sehr selten bis gar nicht gereicht werden, da viele Wellensittiche Träger eines Hefepilzes (Megabakteriose) sind, der sich von (Frucht)Zucker ernährt und die Vögel durch unkontrolliertes Wachstum im Körper sehr krank macht.
Da es trotz bester Pflege natürlich immer vorkommen kann, dass ein Welli erkrankt, ist es wichtig, sich bereits im Vorfeld nach einem geeigneten Tierarzt in der Umgebung umzuschauen. Leider ist nicht jeder Tiermediziner in der Lage, Vögel adäquat zu behandeln, da das nötige Wissen im Veterinärmedizinstudium nicht vermittelt wird. Aus diesem Grund sollte ein Fachtierarzt für Vögel aufgesucht werden oder zumindest ein Mediziner, der sich auf diesem Gebiet bereits fortgebildet hat.
Bei einer geringen Schwarmgröße ist eine gerade Anzahl Tiere von Vorteil, wobei die Geschlechterverteilung ausgeglichen sein oder ein Überschuss an Hähnen vorhanden sein sollte.
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