Besondere Schicksale im Tierheim Verlorenwasser
Charly
Charly kam gemeinsam mit seinem Bruder zu uns. Man hatte die beiden in einem Garten über den Zaun geworfen. Wahrscheinlich stammten sie aus einer illegalen Zucht und man war sie nicht gleich losgeworden.
Beide kannten nichts vom Leben. Selbst Tageslicht war ihnen anfangs unangenehm.
Man kann nur spekulieren, in welchem Verließ sie ihre ersten Wochen verbringen mussten. Viele Übungen fanden im Tierheim statt, doch es ist ein langwieriger Prozess. Charlys Bruder, der nicht ganz so scheu war, kam zu einer Hundetrainerin als Pflegling.
Charly vermittelten wir an eine Familie, die bereits Erfahrungen mit einem traumatisierten Hund hatte. Sie betreuten Charly sehr intensiv und liebevoll. Doch dem äußerst scheuen Hund fiel das Leben unter Menschen sichtlich schwer. Zweimal fand er eine winzige Lücke auf dem 20.000 m² großen Grundstück und war weg. Doch die Familie fand ihn wieder und konnte ihn zurücklocken.
Sie spähten auch die winzigsten Lücken im Zaun aus und schlossen sie. Außerdem adoptierte die Familie eine Dobermannhündin zur Begleitung und Orientierung für Charly. Nun hätte also alles gut werden können. Und so schien es zunächst auch.
Doch in einem kurzen unbeobachteten Augenblick buddelte die Hündin ein Loch unter dem Zaun. Diesmal blieb die Suche erfolglos. Charly kehrte nicht zurück.
Wir mussten oft an ihn denken, besonders als der Winter härter wurde. Wir vermuteten, dass Charly inzwischen überfahren oder verhungert sei. Doch wie wir hörten, gibt es in der Nähe ein Wolfsrudel, dem sich ein Hund angeschlossen hat, auf den Charlys Beschreibung passt. Alle Jäger in dem Gebiet sind informiert, dass Charly kastriert ist, sich also nicht mit den Wölfen mischen kann und deshalb nicht abgeschossen wird.
Wenn es sich also wirklich um Charly handelt, hat er sich sein neues Leben gewählt und fühlt sich dort offensichtlich wohler als unter Menschen.
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